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Demenzerkrankungen in Deutschland

Ein Blogbeitrag von Luca Schmidt


In Deutschland lebten zum Jahresende 2021 ca. 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Infolge des demografischen Wandels nimmt die Häufigkeit der Erkrankung stetig zu, sodass – ohne einen Durchbruch in Prävention oder Therapie – die Anzahl der Betroffenen über 65 Jahre im Jahr 2050 auf ca. 2,8 Millionen Menschen geschätzt wird [1]. Das Krankheitsbild Demenz ist daher von großem Interesse für die Gesellschaft und somit von hoher Relevanz für wecare. 

Was ist eigentlich Demenz?

Laut dem ICD-10, der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, ist die Demenz ein Zeichen für eine meist chronische oder fortschreitende Krankheit des Gehirns. Sie geht mit verschiedenen Störungen einher, die Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache, Sprechen sowie Urteilungsvermögen (Fähigkeit zur Entscheidung) betreffen. Die Symptome nach ICD-10 müssen dabei mind. 6 Monate anhalten [2].

Es gibt verschiedene Formen der Demenz, wie bspw. die Alzheimer-Demenz mit ca. 60 bis 65 % der Fälle, bei der sich die Zellen des Gehirns ohne bekannte Ursache verändern, was mit charakteristischen neuropathologischen und neurochemischen Merkmalen einhergeht. 20 bis 30 % der Fälle entfallen auf die vaskuläre Demenz (als Folge einer Schädigung der hirnversorgenden Blutgefäße) und ca. 5 bis 15 % auf weitere Formen.

 Häufigkeitder Demenz

Grundsätzlich kann eine Demenz jede/n treffen, wobei das Risiko mit steigendem Alter stark zunimmt und Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Das zeigen Daten zur Häufigkeit von Demenz in Europa und Deutschland zum Ende des Jahres 2021.

In Europa lag die Prävalenz bei Personen über 65 Jahren bei 8,46 %. Aufgeschlüsselt nach den verschiedenen Altersgruppen wird die zunehmende Erkrankungshäufigkeit deutlich: Während beiden 65–69-Jährigen 1,85 % betroffen sind, steigt die Häufigkeit bei den 85–89-Jährigen auf 22,69 % und bei über 90-Jährigen auf 36,32 % [1].

In Deutschland waren 2021 1.799.700 Menschen (618.600 Männer und 1.181.100 Frauen) von einer Demenz betroffen. Dabei unterscheidet sich die Häufigkeit der Erkrankung je nach Bundesland (Abbildung 1). Der Großteil der Betroffenen lebt in Sachsen und Sachsen-Anhalt (2,5 %), gefolgt von Thüringen (2,4 %), am geringsten sind Hamburg sowie Berlin (1,7 %) betroffen.

Telemedizinische Ansätze bei einer Demenzerkrankung

Die Entwicklung verschiedener telemedizinischer Ansätze für die Demenzerkrankung wurden insbesondere durch die SARS-CoV2-Pandemie vorangetrieben.

Eine im Frühjahr 2020 veröffentlichte Studie untersuchte, welche Form der Behandlung von ambulant versorgten Menschen mit Demenz besser angenommen wurde - die Sprechstunde vor Ort oder die Videosprechstunde. Die Hauptgründe für die Studienteilnahme waren Komfort und eine einfachere Integrierung der digitalen Sprechstunde in den Alltag. Der Hauptgrund für die Ablehnung war das Fehlen eines Computers. Im Ergebnis berichteten die PatientInnen in der Videosprechstunde eine vergleichbare Zufriedenheit wie die PatientInnen in der Präsenzsprechstunde. Daher zeigte sich laut den AutorInnen, dass die Videosprechstunden im Rahmendes Demenzmanagements für PatientInnen hilfreich sein können, die bspw. auf dem Land leben oder für die der Weg zu einer Spezialklinik eine Herausforderung darstellt[3]. 

Zu Beginn der SARS-CoV2-PandemieAnfang 2020 wurde eine regelmäßige Videosprechstunde für PatientInnen mit Risiko für die Entwicklung einer Demenz oder mit einer Demenzerkrankung und deren Angehörige untersucht. Ziel dieser Studie war es, den potenziellen Einsatz von Telemedizin bei älteren Menschen mit beginnenden kognitiven Defiziten zu bewerten. Über einen Zeitraum von 12 Monaten wurden die PatientInnen im regelmäßigen persönlichen Kontakt (Kontrollgruppe, 50 Teilnehmende) und in Videokonsultationen (Interventionsgruppe, 40 Teilnehmende) zu ihrer Zufriedenheit befragt. In beiden Gruppen wurden nacheinander eine neuropsychologische und eine ärztliche Beratung durchgeführt.

Bei der Befragung der PatientInnen anhand eines Fragebogens mit 12 Fragen (Zufriedenheit, mit der Bewertung von 1 bis 5) gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Tendenziell schneidet hier jedoch die Kontrollgruppe mit dem Kontakt vor Ort bei der Beratung etwas besser ab. Mehr als 80 % der ÄrztInnen sowie NeuropsychologInnen bewerteten den technischen Ablauf der Videosprechstunde als gut/sehr gut. Eine allgemeine Einschätzung der kognitiven Defizite durch ÄrztInnen sowie NeuropsychologInnen korrelierte äußerst stark mit den Ergebnissen der anschließenden neuropsychologische Tests in beiden Gruppen. Bei tendenziell besserer Übereinstimmung bei der Interventionsgruppe mit der Videosprechstunde war der Unterschied zwischen den Korrelationen nicht signifikant. Insgesamt konnten keine signifikanten Unterschiede in der PatientInnenzufriedenheit zwischen der Videosprechstunde und klassischer Vor-Ort-Sprechstundefestgestellt werden.[LS10] 

Neben diesen von klassischen Konsultationsformaten abgeleiteten digitalen ÄrztInnen-PatientInnen-Terminen gibt es im weiten Feld der Telemedizin noch zahlreiche andere innovative Möglichkeiten im Kontext der Demenz, z.B. Apps zur Prävention oder Verlangsamung der Erkrankung, 3D Sensoren zur Unterstützung im Alltag oder digitale Assistenzsysteme [5].

Fazit

Demenzerkrankungen sind eine zunehmende Herausforderung für die Gesellschaft, der mit rechtzeitigen Interventionen entgegengewirkt werden sollte. Mögliche Ansätze liefern telemedizinische Angebote, die PatientInnen mit beginnenden kognitiven Defiziten oder Demenzunterstützen können. Das könnte in Zukunft Versorgungsengpässe überwinden, eine engmaschigere Versorgung ermöglichen und eine weitere Behandlungsoption darstellen.

 

Literaturverzeichnis

1.       Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. (2022) Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen online verfügbar unter: https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/factsheets/infoblatt1_haeufigkeit_demenzerkrankungen_dalzg.pdf

2.       Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (2016). S3-Leitlinie "Demenzen" online verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/038-013l_S3-Demenzen-2016-07.pdf

3.       Moo LR, Gately ME,Jafri Z, Shirk SD. Home-Based Video Telemedicine for Dementia Management. ClinGerontol. 2020 Mar-Apr;43(2):193-203. doi: 10.1080/07317115.2019.1655510. Epub2019 Aug 20

4.       Brodoehl S, Wagner F,Klingner C, Srowig A, Finke K. Telemedizinische Betreuung von Demenzerkranktenin der COVID-19 Pandemie [Telemedicine Care of Dementia Patients During theCOVID-19 Pandemic]. Fortschr Neurol Psychiatr. 2023 Jul 12. German. doi:10.1055/a-2073-3947. Epub ahead of print. PMID: 37494147.

5.      Ärzte Zeitung (2015) Hightech für Demenzkranke. online verfügbar unter: https://www.aerztezeitung.de/Wirtschaft/Hightech-fuer-Demenzkranke-235820.html

 

 

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Sanja Bahr
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