MINT trifft Medizin: Rückblick auf den wecare Award

Monate intensiver Arbeit, viel Abstimmung, zahlreichen Mails, Gigabytes an Foto- und Videomaterial zur Bekanntmachung des Awards liegen hinter uns und am Ende ein Nachmittag, der gezeigt hat, wie viel Potenzial in Thüringens Studierenden steckt.
Als wir die Idee des Awards konzipierten, wussten wir, dass es gut werden kann. Dass wir damit eine neue Brücke bauen können: zwischen MINT und Medizin, zwischen Digitalisierung und Wissenschaft, zwischen den verschiedenen Hochschulen und Fachrichtungen Thüringens, aber vor allem zwischen Studierenden, Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Politik und Krankenkassen.

Von der Idee zum Wettbewerb


Als zunächst nur wenige Bewerbungen eintrafen, stieg die Anspannung.
Wir hatten an allen Hochschulen sehr hilfsbereite Dozierende, die als MultiplikatorInnen unsere Vision weitertrugen: dass MINT-Studierende sich niederschwellig und kreativ damit auseinandersetzen, wie die Gesundheitsversorgung, vor allem in ländlichen Regionen, durch innovative Lösungen verbessert werden kann.

Als dann das erste Bewerbungsvideo in unserem Postfach landete, waren wir begeistert.
Diese erste Idee war genau das, was wir uns erhofft hatten: praxisnah, durchdacht und gesellschaftlich relevant. Doch trotz all der guten Planung und der engagierten MultiplikatorInnen, erreichten wir lange nicht, die für uns angestrebte Mindestanzahl an Bewerbungen und wägten ab, ob eine Preisvergabe mit einer solch geringen Anzahl fair ist.
Und dann kurz vor Ende, haben wir unserer Ziel mehr als erreicht - 10 Bewerbungen mit den unterschiedlichsten Ideen.

Gut, dass wir die Bewertung nicht selbst übernehmen mussten.

Die Jury und die Bewertung


Unsere ehrenamtliche Jury, bestehend aus Dr. Susanne Pahlow (Leibniz-IPHT), Prof. Dr. Iwan Schie (Ernst-Abbe-Hochschule Jena), Dr. Andreas Karguth (GentleRobotics) und Alexander Hallasch (AOK PLUS), hatte die anspruchsvolle Aufgabe, alle Einreichungen sorgfältig zu sichten und nach Kriterien wie Innovationsgehalt, Umsetzbarkeit und gesellschaftlicher Relevanz zu bewerten.

Die GewinnerInnen


Und dann war es endlich soweit: In unserer Abschlussveranstaltung bekamen alle Ideen die verdiente Sichtbarkeit vor VertreterInnen aus Unternehmen, Wissenschaft, Politik und dem Gesundheitswesen.

Wir gratulieren unseren PreisträgerInnen:

🥇 1. Platz: Dennis Brendel mit „MindMate“
MindMate ist eine KI-gestützte Coaching-Plattform zur digitalen Selbsthilfe bei mentalen Krisen. Sie kombiniert empathischen Chatbot-Support mit individuellen Challenges und Reflexionstools und richtet sich an junge Erwachsene, die anonyme, niedrigschwellige Unterstützung suchen.
Dennis Brendel erhielt zusätzlich den Preis für das beste Gewinnervideo.


🥈 2. Platz: Kazi Abrar Fahim & Abu Saleh Md.Raihan mit „FluiDiy Labs“
Ein Smartphone-basiertes Urinanalyse-Tool, das über Offline-Machine-Learning und ohne Laborzugang oder geschultes Personal frühe Anzeichen von Diabetes, Nierenerkrankungen oder Harnwegsinfektionen erkennt. Damit leistet FluiDiy Labs einen Beitrag zur Diagnostik in Regionen mit eingeschränkter Versorgung.

🥉 3. Platz: Eric Hinsche mit „SmartRescue“
Ein KI-gestütztes Notfall- und Assistenzsystem, das automatisch Notfälle erkennt, verfügbare ErsthelferInnen lokalisiert und sie mit situationsabhängigen Anleitungen unterstützt. Besonders in ländlichen Regionen kann SmartRescue wertvolle Minuten bis zur Hilfe gewinnen.

Weitere eingereichte Ideen


Neben den drei Gewinnerprojekten überzeugten auch viele weitere Ideen durch ihre Kreativität, ihren Praxisbezug und ihre gesellschaftliche Relevanz:

  • Hanna Görlich entwickelte mit „Verlässlich verbunden“ ein KI-basiertes Assistenzsystem für ältere Menschen. Der  „digitale Begleiter“ erkennt insbesondere dort, wo Pflegekräfte knapp sind Sprache, Stürze und Routinen und unterstützt so den Alltag im eigenen  Zuhause.
  • Lautaro Rodríguez Castello stellte mit „InnerSpace“  eine virtuelle Coaching-Plattform vor, die über VR-Technologie ortsunabhängige Therapie- und Achtsamkeitssitzungen ermöglicht: ein neuer  Zugang zu mentaler Unterstützung ohne Wartezeiten oder Hürden.
  • Janosch Longerich präsentierte „SmartBin Care“. Einen intelligenten Mülleimer, der nicht nur Müll trennt, sondern durch Sensorik und KI kognitive Funktionen trainiert, Sicherheitsrisiken erkennt und Angehörige informiert und so eine innovative Schnittstelle zwischen Nachhaltigkeit und Pflege darstellt.
  • Felix Semt entwickelte „Koch dich fit!“, eine App, die per Foto die Lebensmittel im Kühlschrank erkennt und auf Grundlage gesunder Rezepte nachhaltige Kochvorschläge erstellt und schafft damit eine Verbindung von KI, Prävention und Alltagstauglichkeit.
  • Utkarsh Jha stellte „GlucoMap“ vor. Ein Frühwarnsystem, das auf Basis anonymisierter Supermarktdaten regionale Diabetes-Risiken ermittelt und datenbasierte Präventionskampagnen ermöglicht.
  • Hiba Ould Hadj Abdelkader präsentierte „Hibio!“, eine KI-gesteuerte Saftstation, als Präventionsangebot für Pflegeheime, Dörfer oder Gemeinschaftseinrichtungen, die personalisierte Mischungen auf Grundlage individueller Gesundheitsdaten erstellt.
  • Jayadeep Raj zeigte mit „ExoHelper“ ein leichtes, tragbares robotisches Exoskelett, das Muskelbewegungen erkennt und Bewegungsunterstützung im Alltag oder bei Rehabilitationsmaßnahmen bietet: kostengünstig und alltagstauglich.

Ein Nachmittag des Austauschs


Ein besonderer Dank geht an Dr. Bernd Uwe Althaus (Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Thüringen) der mit seiner Perspektive die Veranstaltung eröffnete und an Anke Mayfarth (Geschäftsführerin TEDIRO Healthcare Robotics GmbH), die in ihrem Beitrag Mut machte, unkonventionelle Wege zu gehen.

Bei der anschließenden Postersession kamen Studierende, WissenschaftlerInnen und VertreterInnen aus Wirtschaft und Politik miteinander ins Gespräch. Viele Ideen stießen auf großes Interesse und es entstanden erste Gespräche zu möglichen Kooperationen und Pilotprojekten.

Ausblick


Der wecare Award hat gezeigt, dass Thüringen über ein starkes Potenzial an MINT-Nachwuchs verfügt, der gesellschaftliche Verantwortung und technologische Innovation miteinander verbindet. Die eingereichten Projekte verdeutlichen, wie praxisnah und kreativ Studierende die Herausforderungen der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum denken – von KI und Robotik über mentale Gesundheit bis hin zu Prävention und Nachhaltigkeit.

Für uns war der Award ein gelungener Auftakt, um junge Talente sichtbar zu machen, Netzwerke zu stärken und neue Impulse für den Transfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Versorgung zu setzen.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten: den Studierenden, den Jury-Mitgliedern, den MultiplikatorInnen an den Hochschulen und der Carl-Zeiss-Stiftung für ihre Unterstützung und das gemeinsame Engagement.

Da Bilder eben mehr als tausend Worte sagen, machen Sie sich selbst einen Eindruck mit unserem Rückblick-Video!